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Gollenstein, Foto: J. Heyd, www.j.heyd.de.vu
WAS IST EIN MENHIR?
Der Ausdruck "Menhir" ist eine bretonische Bezeichnung keltischen Ursprungs für ein hochkantig aufgerichtetes Steinmal. Er bedeutet "Langer Stein" (men = Stein, hir = lang). Der volkstümliche Name, der insbesondere im westdeutschen Raum gebräuchlich ist, lautet "Hinkelstein". Bereits im Mittelalter findet sich der Name "Hinkelstein", eine missverstandene Ableitung des Wortes "Hünenstein" (= Riesenstein) über "Hühnerstein" zum mundartlichen "Hinkelstein". Daneben kennen wir Bezeichnungen wie "Langer", "Breiter", "Hoher", "Spitzer" oder "Dicker Stein", um nur die häufigsten zu nennen. Menhire sind meist freistehend, einzeln, in Kreisen oder in Reihen angeordnet. Sie können künstlich in Form gebracht oder unbearbeitet sein. Einige sind verziert mit Mustern und Spiralen, menschlichen Darstellungen und Gerätschaften, die eine zeitliche Einordnung erleichtern. Von den Findlingen während der Eiszeit verschleppte Felsbrocken unterscheiden sich die Menhire dadurch, dass sie bewusst vertikal in der Erde verankert wurden. Der größte heute noch aufrechtstehende Stein mit einer Höhe von 12 m und mehr als 150 t Gewicht ist der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, westlich von Brest in der Bretagne. Die meisten steinernen Monumente weisen Höhen von 1 bis 3 m auf.
Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt in Westeuropa, von Südengland, Frankreich über Rheinland-Pfalz und Hessen bis nach Mitteldeutschland. Die Mehrzahl der in Frankreich registrierten Menhire befindet sich in der Bretagne; ihre Zahl in Carnac wird allein auf etwa 4000 geschätzt.
DAS ARCHÄOLOGISCHE UMFELD
Menhire oder "Hinkelsteine", wie die volkstümliche Bezeichnung für diese Denkmäler lautet, sind keine isolierte Erscheinung, sondern sie stehen, trotz häufiger räumlicher Trennung, in engem kulturellen Zusammenhang mit den zahlreichen Megalithbauten, wie sie in großen Teilen der Alten Welt vom mediterranen Raum bis nach West-, Mittel- und Nordeuropa verbreitet sind.
Neuere architektonische und chronologische Untersuchungen belegen, dass wir mit mehreren eigenständigen, voneinander unabhängigen Entstehungszentren rechnen müssen. Und so scheint es, dass in Frankreich die ältesten Megalithbauten ins frühe 5. Jahrtausend v. Chr., in Irland, Schottland und Mittelengland an den Beginn des 4. Jahrtausends zu datieren sind, während sie in Südskandinavien, Norddeutschland, Südengland und den Niederlanden erst etwa ab der Mitte des 4. Jahrtausends auftreten. Mit dem Ende des 3. Jahrtausends und dem Aufkommen des ersten Metalls erlischt die Welt der Megalithen.
Diesen Zeitraum bezeichnen die Archäologen als Jungsteinzeit oder Neolithikum, eine der einschneidendsten Phasen in der frühen Menschheitsgeschichte. Der Jäger und Sammler vorausgegangener Epochen wird zum sesshaften Ackerbauern und Viehzüchter. Es entsteht die Axt. Sie ist aus Fels- oder Feuerstein und nicht selten sorgfältig geschliffen und poliert. Der Bedarf an Feuerstein ist so groß, dass er bergmännisch abgebaut werden muss. Damit auch dem vorgeschichtlichen Menschen unserer Breiten das Rohmaterial ausreichend zur Verfügung stand, musste ein Handel organisiert werden. Auch in den religiösen Vorstellungen der Bevölkerung trat eine Veränderung ein. Die sorgfältigere Bestattung der Toten und der damit verbundene Glaube an ein Weiterleben nach dem Tode standen offenbar im Mittelpunkt des kultischen Lebens.
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