Historisches
Definition
Aufrichtung & Transport
Deutung
Brauchtum
Datierung
Menhire im Saarland
Menhire in Rheinhessen
Menhire in der Rheinpfalz
Menhire in Hessen
Suche:
MENHIRE


zitiert aus: "Das Rätsel der Menhire"
von Detert Zylmann

Rössener-Keramik, Monsheim, Museum Worms

Seit dem Mittelalter glaubt man eine Verbindung zwischen Megalithgräbern und Druiden, Menhiren und Kelten ziehen zu können, eine Fehlinterpretation, die sich bis in die heutige Zeit erhalten konnte.Noch 1649 veröffentlichte der britische Wissenschaftler John Aubrey (1626–1697) einen Bericht, in dem er behauptet, Stonehenge als Menhirtempel der Kelten entschlüsselt zu haben.

DATIERUNG DER MENHIRE

Trotz ihres Verbreitungsschwerpunktes in Frankreich, vorzugsweise in der Bretagne, und des keltischen Namens haben Menhire nichts mit den Kelten zu tun. Sie, die etwa seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert in West- und Mitteleuropa ansässig waren, fanden diese für sie wohl höchst rätselhaften Steindenkmale bereits vor, wobei nicht auszuschließen ist, dass jene Steindenkmäler auch von den Kelten verehrt wurden oder dass sie zumindest ihre religiösen Ausdrucksformen beeinflussten. Nachweisen lässt sich, dass Menhire gelegentlich noch in römischer Zeit kultische Verehrung genossen.

Die meisten Menhire stammen aus dem späten Neolithikum, so die Lesart der meisten Publikationen. Dazu ist zu sagen, dass nur für wenige Steinmonumente eine solche Zeitstellung wirklich belegt werden kann; zu ungenau sind die Angaben über archäologisch datierbare Begleitfunde, und die häufig relativ große Entfernung zwischen dem Stein und den Fundstücken lässt einen ursächlichen Zusammenhang fragwürdig erscheinen. Vielfach werden die Steine einfach in die Jungsteinzeit gestellt, ohne dass es dafür überprüfbare Belege gibt. Bereits Anfang der 40-er Jahre warnte der Marburger Archäologe Wolfgang Dehn, "dass eine Einreihung in die Steinzeit durchaus nicht in allen Fällen mit Sicherheit zu geben ist." Neueste Untersuchungen in der Westschweiz vom Neuenburgersee lassen erkennen, dass die Sitte Menhire zu errichten, bereits um die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. begann und damit in einem frühen Abschnitt der Jungsteinzeit. Obwohl in der Nähe von jungstein- bzw. frühbronzezeitlichen Gräbern gefunden, ist für die beiden rheinhessischen Menhire von Nierstein, Kr. Mainz-Bingen, und Monsheim, Kr. Alzey-Worms, eine nähere Datierung nicht möglich oder nur unter Vorbehalt.
Östlich von Darmstadt konnten 14 größere Steine wieder entdeckt werden, die zu einer vorgeschichtlichen Steinkreisanlage (Cromlech) gehört haben dürften.

Auch wenn in der näheren Umgebung neben eisenzeitlichen Siedlungs-Spuren auch solche der mittelneolithischen Rössener Kultur sowie Grabfunde der Urnenfelder- und Hallstattzeit entdeckt wurden, gibt es für die Steine keine eindeutige zeitliche Ansprache.

Einer der Menhire des Steinkreises von Darmstadt
Abbildung von http://137235.vserver.de


Zu den wenigen archäologisch untersuchten Menhiren gehört der "Lange Stein" bei Einselthum, Donnersbergkreis, in Rheinland-Pfalz. Aus dem Umfeld des Steines konnten Scherben der jungsteinzeitlichen Rössener Kultur geborgen werden. Nach den Erkenntnissen des Ausgräbers stehen einer Datierung des Steines in diese Kultur nichts entgegen, auch wenn die Grabung den Nachweis eines unmittelbaren Zusammenhangs zwischen Menhir und der Rössener Kultur nicht erbringen konnte.
Exakter ließ sich die Zeitstellung zweier Menhire wiederum aus der Westschweiz, am nördlichen Uferstreifen des Neuenburgersees, bestimmen. Sie stammen aus einem archäologischen Kontext, und daran dürfte kein Zweifel bestehen, der in die Zeit der Glockenbecherkultur, also der ausgehenden Jungsteinzeit bzw. in die Frühe Bronzezeit weist. Möglicherweise auch in die ausgehende Steinzeit ist ein Stein aus Kelkheim im Taunus zu datieren. Hier fand man bei der Untersuchung eine spätjungsteinzeitliche Pfeilspitze in der Fundamentgrube des Steines. Waren die oben erwähnten Menhire gänzlich unverziert, so konnte 1985 in Weilheim, Stadt Tübingen, ein beidseitig verzierter Steinblock zutage gefördert werden. Der ursprünglich etwa 4,50 m hohe Stein ist auf der einen Seite mit näpfchenförmigen oder schälchenartigen Vertiefungen und Rillen überzogen, auf der anderen Seite sind in flachem Relief fünf so genannte Stabdolche dargestellt. Die Waffenabbildungen datieren den Stein in ein fortgeschrittenes Stadium der Frühen Bronzezeit und damit in den Beginn des 2. vorchristlichen Jahrtausends. Darüber hinaus weisen vergleichbare Funde mit ähnlichen Abbildungen nach Italien, wohin offensichtlich im Verlauf der Frühen Bronzezeit Kontakte bestanden haben. Festhalten können wir, dass die Sitte, Menhire zu errichten, wohl nicht erst in der späten Jungsteinzeit aufkommt, sondern bereits an ihrem Beginn und noch in der Frühen Bronzezeit ausgeübt wird. Inwieweit sich Datierungen von der Mittelsteinzeit bis in das 1. Jahrtausend v. Chr. belegen lassen, wie man glaubt, durch Untersuchungen in der Schweiz herausgefunden zu haben, scheinen mir einstweilen doch auf recht unsicheren Füßen zu stehen.