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DIE ASEN
UND DIE WANEN


Die Nornen, Arthur Rackham, um 1907

Die Geschichte der Edda beginnt mit einem Rückblick in die mythische Vergangenheit, dort heißt es: "Eine Esche weiß ich, sie heißt Yggdrasil, ... immergrün steht sie am Urdbrunnen. Von dort kommen Frauen, vielwissende, drei aus dem Born (Quelle), der unterm Baume liegt: Urd heißt man die eine, die andere Werdandi, ... Skuld die dritte; Lose lenkten sie, Leben koren sie Menschenkindern, Männergeschick." (Edda 1/13)

Hierbei handelt es sich um die drei Nornen, personifizierte nordische Schicksalsgöttinnen, vergleichbar den lateinischen Parzen, den griechischen Moiren, den mitteleuropäischen Beeten, der iberischen "Tria Fata" etc. Die drei spinnenden Frauen bestimmen über Geburt, Leben und Tod der Menschen. Erinnerungen an sie finden sich in unzählbar vielen Sagen, Erzählungen und Märchen (unter anderem auch in "Dornröschen" und "Frau Holle").

Die Edda beschreibt die drei Nornen als Wanengöttinnen, aus ihnen geht u.a. auch die "altgermanische" Fruchtbarkeitsgöttin Freyja hervor. Freyjas Gefolge bilden neun (bzw. zwölf) Walküren, die bekannteste unter ihnen ist Brynhild.

Diverse Motive, die uns später in der Nibelungensage begegnen, sind bereits fester Bestandteil des Kultes der Freyja, insbesondere die Elemente der "Heiligen Hochzeit" und der rituellen Tötung des Heros.

Der zweite Teil der Edda behandelt die Nibelungensage, im ersten Teil aber geht es ausschließlich um Götter und insbesondere um den Krieg zwischen den vorwiegend weiblichen Wanen und den aus dem Osten kommenden Asengöttern (dies sind z.B. Odin, Thor, Balder). Es wurde hier schon vielfach eine Reminiszenz an das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kult- und Gesellschaftsformen angenommen; sozusagen eine Dokumentation des Untergangs einer vorindioeuropäischen Kultur.

Dieser Kampf wurde, so berichtet uns die Edda, dadurch ausgelöst, dass die Asen eine weise Frau namens Heid verbrannten. (Edda 1/16) "Man hieß sie Heid, wo ins Haus sie kam, das weise Weib; sie wusste Künste: sie behexte Kluge, sie behexte Toren; immer ehrten sie arge Frauen."
Heid aber bedeutet soviel wie "Seherin", bezieht sich also nicht unbedingt auf eine bestimmte Person, sondern eher auf weibliche Schamanen im Allgemeinen; d.h. eventuell haben wir hier einem Hinweis auf eine frühe Art der "Hexenverfolgung".

Die Bluttat an der Heid rief die Göttinnen auf den Plan, (Edda 1/18) "Den Ger (Speer) warf Odin ins Gegenheer: der erste Krieg kam in die Welt." In dieser Götterschlacht siegte das Pantheon der männlichen Asengötter. Nur mit der List Lokis (einer sehr undurchschaubaren Gottheit) fällt der sonst unverwundbare Odinsohn Balder durch Hödur. Aber Balder kehrt aus dem Totenreich zurück und die Wanengötter werden verdrängt. Nun beherrschen die männlichen Gottheiten den Götterhimmel, aber - so ist es prophezeit - die Wanengöttinnen werden wieder kommen. Manchmal denke ich, sie haben sich bereits auf den Weg gemacht.