Odin, Loki und Andvari, Franz Stassen, um 1930
Die Vorgeschichte des Drachenhortliedes enthält unzweifelhaft mythische Elemente, da hier tatsächlich Götter die Hauptrolle spielen. Allerdings sind genau jene Passagen, in denen die Götter eingreifen, sehr wahrscheinlich eine spätere nordische Ergänzung.
Die Geschichte des (gleich einem Füllhorn) unerschöpflichen Nibelungen-Hortes ist in erster Linie die Geschichte des sich selbst sagenhaft vermehrenden Ringes. Der Ursprung dieses Rings führt uns weit zurück in die Urzeit der germanischen Götterdichtung.
Zuerst begegnen wir dem Ring noch unter dem Namen Draupnir (Träufler). Odin erhielt ihn von dem gleichen Schmied, der auch den Hammer Thors fertigte. Odin gab Draupnir seinem toten Sohn Balder mit ins Jenseits. Balder ein Lichtgott, der diverse Parallelen zu Siegfried besitzt, sandte den Ring aus dem Totenreich zurück.
"Ich biete den Ring dir, der verbrannt einst ward mit dem jungen Odinssohn.
Ebenschwere acht träufeln ab davon jede neunte Nacht."
Diese Textpassage (dem Skirnirlied der isländischen Edda entnommen) beschreibt die wunderbare Eigenschaft der Selbstvermehrung des mythischen Rings.
Eine andere Geschichte erzählt von dem ebenso "träufelnden" Ring Andvaranaut. Er befand sich, zusammen mit einem mächtigen Hort, im Besitz des Zwerges Andvari. Die Götter Odin und in erster Linie Loki erpressten den Hort und auch den Zauberring den der Zwerg nun verflucht.
Doch auch die Götter können den Schatz nicht behalten und müssen ihn als Lösegeld an ein Riesengeschlecht zahlen (Otterbuße).
Hreidmar, der nächste Besitzer wird von Fafnir, dem eigenen Sohn, um des Goldes Willen erschlagen. Daraufhin verwandelt sich Fafnir in einen Lindwurm und behütet den Hort. Fafnirs Bruder Regin sinnt auf Vaterrache und Erbe, doch er selbst sieht sich nicht in der Lage gegen seinen mächtigen Bruder vorzugehen. An dieser Stelle betritt Sigurd (der Siegfried der nordischen Tradition) die Bühne.
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