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Dreijungfrauenstein im Wormser Dom (SAW)
Der älteste uns überlieferte Stadtname von Worms, Borbetomagus, ist keltischen Ursprungs und steht vermutlich in Zusammenhang mit Borbet, einer sehr alten Sonnengöttin. Ihr Name bedeutet soviel wie die Glänzende, sie tritt stets in der Trinität zusammen mit Embet und Wilbet auf. Wobei Embet (Ambeth, Ainbet) die schwarze Todesgöttin und Wilbet die jungfräulche Göttin darstellt. In ihrer Dreiheit nennt man sie die Bethen (Beden, Beeten). Aus anderen Kulturkreisen kennen wir diese Trinität unter Namen wie "Drei Nornen", "Drei Matronen", "Drei Parzen" oder "Tria Fata" (Drei Feen).
Den "Drei Bethen" begegnen wir vorwiegend in Mitteleuropa und auf den britischen Inseln. Viele Städte Europas leiten ihre Namen von dieser Dreiheit ab und verweisen auf religiöse Zentren eines alten, uns unbekannten Kultes.
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Bischof Burchard, der Erbauer des Wormser Doms, bezeichnete die Verehrung der drei Frauen als Sünde und gibt uns so Anlass zur Vermutung, dass der Kult um die weibliche Trinität im 11 Jh. noch in unserem Raum verbreitet war. Ausgerechnet in der Taufkapelle des Wormser Doms begegnet uns das aus der gotischen Epoche stammende geheimnisvolle Flachrelief der Embede, Warbede und Wilbede. Dieser Stein belegt zwar die Präsenz der Bethen in jener Zeit, ist aber kein Zeugnis für eine kultische Kontinuität, denn hier wusste man schon lange nichts mehr von ihrer "göttlichen" Abkunft. Der Dreijungfrauenstein befand sich ursprünglich im Bergkloster, das Kloster lag in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom, aber außerhalb der Stadtmauer. Im Bergkloster war der besagte Stein das Mittelstück eines dreiteiligen Scheingrabes von Vitalius & Placidia.
Der Dreijungfrauenstein im Dom zu Worms bezeichnet die Figuren mit: Embede, Warbede und Wilbede
Bild: Stadtarchiv Worms (SAW)
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Unweit von Worms gibt es weitere Hinweise auf die (zumindest spätmittelalterliche) Präsenz der Bethen, so. z.B. das aus dem 14. Jh. stammende Bethen-Fresko der Kirche von Mühlheim a. d. Eis. Im Horchheimer Sommertagsfest (mit dem "Dreiweck" und der Geschichte von Elsbeth) könnten sich eventuell sogar noch Fragmente eines ursprünglichen Bethen-Kults erhalten haben.
Vielerorts wurden die heiligen drei Frauen umgetauft, sehr beliebt waren z.B. die Hl. Fides, die Hl. Spes und die Hl. Caritas. Wörtlich also die Heiligen Glaube, Hoffnung und Liebe.
Zur Zeit der Kreuzzüge bildete sich eine andere Dreiergruppe von hilfreichen Frauen: die drei weiblichen Heiligen aus der Gruppe der Vierzehn Nothelfer.
Barbara mit dem Turm, Margarete mit dem Wurm, Katharina mit dem Radel
das sind die drei heiligen Madel!
Dabei wurde Borbeth zur heiligen Barbara, die der kirchlichen Legende nach von ihrem Vater in einem Turm eingesperrt wurde, weil sie sich zur Christin bekannte. Margarete mit dem (Lind-)Wurm hingegen steht mit dem Bildnis der Juliana in Zusammenhang, einem nicht minder geheimnisvollen Stein des 12. Jh. im Chorraum des Wormser Doms.
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