|
Siegfriedstein, Bild: Stadtarchiv Worms
Der Domhügel ist die höchste Erhebung von Worms, seine (wassernahe, aber hochwasserfreie) Lage ist für eine frühe Besiedelung geradezu prädestiniert, und diese lässt sich auch schon ab der Jungsteinzeit nachweisen. .
Der Siegfriedstein selbst ist aber vermutlich kein Überbleibsel dieser Zeit. In der Form, wie wir ihn heute vor uns sehen ist er relativ eindeutig als der massive Rest einer alten Baumkelter zu interpretieren wie sie in dieser Region nicht selten nachzuweisen sind. Die ältesten Hinweise, die auf eine Verknüpfung mit der Siegfriedsage hindeuten entstammen dem Ende des 16.Jh., also aus einer Zeit, in der der ursprünglich profane Gebrauch dieses Steins schon in Vergessenheit geraten war.
Der Sage nach soll Siegfried diesen Stein mittels einer Lanze über den Wormser Dom geworfen haben, eine spätere Quelle lässt unseren Helden den Stein sogar vom Wormser Rosengarten aus dorthin schleudern. Hier verschmelzen lokale Sagen mit der schriftlichen Überlieferung.

Baumkelter (Pfälzisches Landesmuseum Speyer, aus E. Kranzbühler, "Worms und die Heldensage")
Ob sich der Siegfriedstein bereits vor seiner Verwendung als Kelterstein auf dem Domhügel befunden hat, lässt sich natürlich nicht sagen. Einen älteren kultischen Gebrauch für diesen Falle anzunehmen wäre aber sicher nicht gewagt, zumal gerade Kalksteinmenhire im näheren Umkreis von Worms verhältnismäßig häufig anzutreffen sind ... und es ist nun einmal das Schicksal vieler vorgeschichtlicher Steindenkmäler, dass sie im Laufe der Zeit mehr und mehr profanen Zwecken zum Opfer fielen.
Neben dem Siegfriedstein gab es noch andere namhafte Steine im Bereich des Domkapitels, insbesondere vor dem ehemaligen Bischhofshof. Erwähnung verdienen hier der Malefikantenstein, (evtl. identisch mit dem Blutstein) an dem nicht nur die Todesstrafe vollzogen, sondern auch die peinliche Gerichtsbarkeit ausgeübt wurde und der sog. Mundatstein, der einem Verfolgten Immunität bzw. Asyl versprach, bei beiden Steinen handelte es sich um alte Rechtssteine, die sicher auf eine sehr lange Tradition zurückblicken dürfen.
|