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SAGENHAFTES
WORMS
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Hagendenkmal, Worms, Foto: H. Angermüller ..
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Worms ist der sagenhafte Schauplatz großer Heldenepen. Neben dem bekannten Nibelungenlied und der Klage (um 1200) lässt sich auch das Waltarilied (um 900), das Rosengartenlied (um 1240) der Biterolf (um 1260) und das Seyfridslied (um 1520) direkt mit Worms verbinden. Indirekte Verbindungen bestehen u.a. zum Rolandslied (um 1130) und m.E. zur Thidreksaga (um 1260), dort steht Verniza an der Stelle von Worms (Varmacia). Die nordische Überlieferung (Edda und Völsungensaga) hat zumindest die Erinnerung an den "Rhein" bewahrt.
Die Wormser Choniken jedoch schweigen bis zum Ende des 15.Jh über die Heldensage.
Während des Hochmittelalters war Worms im Zentrum politischer und kirchlicher Macht, für bedeutende Kaiser wie Friedrich Barbarossa war jene Stadt am Rhein die wichtigste Residenz nördlich der Alpen. In solch einem Umfeld bleibt wenig Raum für heidnische Vorzeitsagas. Das Nibelungenlied, dessen Dichter vorsichtshalber anonym bleiben wollte, packt die alte Sage in ein für seine Zeit angepasstes christlich-höfisches Gewand und verarbeitet darüber hinaus auch wichtige politische Ereignisse seiner Zeit.
Die zahlreichen überlieferten Handschriften und Handschriftenfragmente des Nibelungenlieds belegen seine Beliebtheit an den deutschen Fürstenhöfen. Im Volk scheint allerdings eine andere Version der Sage verbreitet gewesen zu sein.
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Leider fehlen für das Früh- und Hochmittelalter die Angaben zum Stand der mündlichen Überlieferung. Die Chroniken des Spätmittelalters jedoch vermitteln uns die massive Verbreitung einer recht archaischen Erzähltradition. Sie findet spätestens um 1520 ihren Niederschlag in der "Historie des hürnen Seyfrid". Die dem Lied zu Grunde liegende Sage des Drachentöters war zu dieser Zeit bereits seit über einem halben Jahrtausend über ganz Deutschland und große Teile Europas verbreitet.
Entführung Kriemhilds durch einen Drachen Holzschnitt 16. Jh.
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Jene Sagen um den Drachentöter haben im Gegensatz zum Nibelungenlied sehr viele Spuren und Erinnerungen in Worms hinterlassen. Diese Geschichten stellen unseren Helden stets als Riesen dar und deshalb haben die so genannten Wormser Siegfriedreliquien allesamt auch etwas riesenhaftes an sich.
Zu allererst ist hier das "Siegfrieds Grab" zu nennen. Mit dem Interesse Kaiser Friedrich III. für jenes Riesen-Grab im Jahr 1488 wurde auch die Aufmerksamkeit der Wormser auf ihre sagenhafte Vergangenheit gelenkt. Aus den nachfolgenden Jahrhunderten sind weitere riesenhafte Attraktionen bekannt, wie z.B. der Siegfriedstein oder die Gigantenknochen am Rathaus der Stadt ("das Gebein von den Riesen und Drachen, welche Seyfrid überwunden und in eiserne Ketten gefasst hat"). Möglicherweise handelt es sich bei den Knochen auch um einen frühen Marketinggag, denn diese vorzeitlichen Fossilien waren überall in der Drachenstadt zu sehen.
Die Fassade des Rathauses wurde 1493 von Nicolaus Nivergalt mit Abbildungen von Krimhild und etlichen Riesen geschmückt. Die Malereien bildeten, soweit wir dies heute bestimmen können, Inhalte des Rosengartenliedes, des Seyfridliedes oder einer uns unbekannten weiteren Lokaltradition ab. Parallel hierzu gesellten sich spätestens seit 1499 die Drachen als Schildhalter zu dem Wormser Stadtwappen.
Rathausfassade, Zeichnung von Hamman, um 1689
(Ausschnitt, Bild: SAW)
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Wenig später wird von einem Brauch erzählt, nach dem ein leider nicht bis in unsere Zeit überliefertes Lied über den hürnen Seyfrid alljährlich zu gegebenem Anlass von den Meistersingern der Stadt frei vorgetragen wurde, um die alten Traditionen zu pflegen. Es handelte sich um "Nibelungenfestspiele" der besonderen Art, finanziert durch den Rat der Stadt.
Eine Notiz aus dem Jahre 1616 bezeugt, dass außerhalb der Stadt noch der Rosengarten gezeigt wurde, in dem so viele Helden erschlagen wurden. Vermutlich ist es eine Anspielung auf den Sakralbezirk bei Maria Münster, wo bereits im frühen 14. Jh. ein "Haus zum Rosengarten" sowie eine noch heute teilweise existierende Rosengasse erwähnt wird. An diesem Ort befand sich auch das sagenhafte "Siegfrieds Grab".
Es muss eine Vielzahl lokaler Riesen- und Drachen-Geschichten gegeben haben, die leider niemals aufgeschrieben wurden. Die erhaltenen Bruchstücke vermitteln uns dennoch ein sehr farbiges Bild von dem damaligen Selbstverständnis dieser Stadt, deren sagenhafte Geschichte mit dem großen Brand von 1689 ein Ende fand.
Eine der letzten Geschichten ist z.B. die Wormser Variante der Georgs-Legende, nachzulesen im Buch Maasze Nissim ("Das Buch von den Wundern der Stadt Worms"), eine sehr frühe Form dieser Legende belegt aber bereits das aus dem 12..Jh. stammende Juliana-Bildnis im Chorraum des Wormser Doms.
Neben dem Juliana-Bildnis gibt es noch andere staunenswerte Dinge im Dom zu entdecken. Sehr interessant ist der Dreijungfrauenstein und der Zusammenhang zwischen den abgebildeten drei Bethen und dem alten (keltischen) Stadtnamen von Worms: Borbetomagus. |
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